Gemeinde Biebelried
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Geschichte

Eine Reise durch die Zeit

 

Wir schreiben das Jahr 1978. Bayern verändert sich in seiner inneren Struktur und schließt die bereits 1971 begonnene sogenannte "Gebietsreform" ab. Ziel war es größere Verwaltungseinheiten zu bilden um dadurch leistungsfähigere Gemeinden zu schaffen. Nicht ganz willkürlich dürfte die Entscheidung getroffen worden sein die Dörfer Kaltensondheim und Westheim am 1.Mai 1978 als Ortsteile an die Gemeinde Biebelried anzuschließen. Alle drei Ortschaften werden durch die starke Landwirtschaft sowie die Liebe der Menschen zum Frankenland geprägt.

 

Wissenschaftlich gesehen beginnt die Ortschaft Biebelried  durch einen gewissen Dietmar um das Jahr 892 zu existieren. Erstmals lässt sich ein Biebelrieder urkundlich nachweisen. Der Abt Sigihardus des Klosters Fulda tauscht Ditmars Güter in Heidingsfeld und "Bibilrith" gegen Besitztümer in Thüringen. Mit dieser Urkunde gehört Biebelried zu den ältesten urkundlich erwähnten Orten dieses Landes.

 

Machen wir einen kurzen Ausflug ins drei Kilometer entfernte Westheim, so müssten wir streng genommen 279Jahre warten bis Westheim mit Ihrer Urkunde auf der Landkarte auftaucht. In ihr wird 1171 stehen das Hartwig von Erlaha (Erlach) den Kitzinger Nonnen eine Hube (=ca. 10 ha) zu Westheim übergibt,

 

An einem frühsommerlichen Tag radelt es sich gut von Westheim  nach Kaltensondheim, weitere drei Kilometer weiter auf unserer Ausflugstour.

Wie schon bereits in Westheim müssen wir wieder warten bis die Ortschaft für den Historiker das Existieren beginnt. Sie wird im Jahr 1290, genau genommen am 26.Juli 1290 besagen das Konrad von Teck Schädigungen die den Klöstern Ebrach, Maidbronn und Himmelspforten zugefügt wurden, mit Einkünften aus dem Dorf gedeckt wurden.

 

Auf unserem Rückweg nach Biebelried, über Westheim stellen wir fest, dass sehr viel in der Zwischenzeit passiert ist. Westheim hat nun seit dem Jahre 1200 eine eigene Pfarrei. In Westheim wurde um 1200 eine sogenannte Ur- oder Mutterpfarrei erwähnt mit Filialen in Theilheim, Biebelried und Lindelbach.

1251 wurde die zur Pfarrei Westheim gehörige Kapelle in Biebelried dem Johanniterorden übergeben udn somit selbstständige Pfarreien.

 

1303 erhalten die Herren über Westheim die Dorf- und Halsgerichtsbarkeit, das mit Einschränkungen bis 1814 bestand. Zu diesem Halsgericht gehörten neben Westheim auch Theilheim, Lindelbach, Kaltensondheim, Biebelried und zeitweise noch Sulzfeld, Sommerhausen und Eibelstadt. Recht sprachen 14 Schöffen.

Zahlreiche Gerichtsbücher und Protokolle sind im Westheimer Archiv noch erhalten, so z.B. das Pflichtenbüchlein von 1684, die Dorfordnung von 1577, das Gerichtsbuch von 1574 u.a.

 

In Biebelried finden wir Ritter vor, welche schwarze Mäntel mit weißem Kreuz tragen. Keine Sorge: Es handelt sich um den "Ordo Militiae S. Johannis Baptistae Hierosolymitani" - dem Johanniterorden.

 

Weiter auf unserem Heimweg zum geschichtlichem Ausganspunkt Biebelried werden uns viele weitere Mitglieder dieses Ordens begegnen. Schließlich siedeln hier die Johanniterkommende in Würzburg seit April 1244. Bischof Hermann verkaufte seinen Besitz in Biebelried an den Orden für 260 Mark Silber. Ein Markstein in der Geschichte von Biebelried. Mag sein, dass der Bischof ihnen mit der Übergabe von Biebelried eine besondere Gunst erweisen wollte: Keine Außergewöhnlichkeit in Zeiten von militärischen Gefälligkeiten.

 

Unsere Urkunden, Fundamente jeder geschichtlichen Forschung, kommen hier wieder ins Spiel und geben dem Johanniterorden ein lebendiges Gesicht in unserer Region.

 

Mit den 1262 erworbenen Gütern des Udo von Biebelried und den vom Domstift Würzburg Eingetauschten  war ganz Biebelried in ihrer Hand.

Erfahren wir etwas mehr über den Johanniterorden: Der Johanniter- , Malteser- , Hospitaliter-, Rhodiser-Orden ist ein geistlicher Ritterorden, entstanden aus einem um die Mitte des 11.Jahrhundert von Kaufleuten aus Amalfo gestifteten Spital in Jerusalem zur Pilgerbetreuung und Krankenpflege. Ordenssitz war nach dem Fall Jerusalems (1187) die Festung Margat, danach Akko (1285 – 1291), nach dessen Eroberung durch die Moslems fand der Johanniterorden auf Zypern Zuflucht und war 1309 – 1522 Eigentümer von Rhodos. Bis 1798 lag der Hauptsitz auf Malta. Nach dem Verlust Maltas lebte der Orden manchmal in geänderter Form, in einigen Ländern weiter und wurde im 19. Jahrhundert reorganisiert (neuer Sitz des Großmeisters ist Rom).

 

Für die nächsten Jahrhunderte wird der Johanniterorden eine besondere Rolle im Alltag, dem Handel sowie der Architektur und Dorfentwicklung von Biebelried spielen. Doch auch die bis dato gelebten Menschen und Ministerialen aus der Oberschicht von Biebelried hinterließen bis zu jenem Punkt auf unserer Geschichtslinie ihre Spuren.

 

Die Quellensammlung MONUMENTA BOICA erweckt einen gewissen Engelhard von Biebelried ins Leben, der in dieser bayerischen Sammlung von historischen Dokumenten allein im Band 37 stolze 11 mal erscheint. Er hatte einen Hof in Würzburg unter sich und nahm darüber hinaus die Rechte eines Vogtes (Verwaltungsbeamter) in Kolitzheim war. Engelhard von Biebelried wird ebenso wie sein Sohn Herold und deren Vorgängern der Ministerialien von Biebelried, zu nennen ist hier ein Herr Burchart, einen besondere Bezeichnung in der Dorfchronik unserer Zeit finden: "Die Herren von Biebelried"

 

Im Jahr 1524 durchziehen Unruhen den Süddeutschen Raum. Ursache hierfür sind unzufriedene und nicht zuletzt ausgebeutete Bauern. Diese Unzufriedenheit spiegelt sich ein Jahr später in den zwölf Artikeln von Memmingen. Sie gelten als erste Niederschrift von Menschen und Freiheitsrechten in Europa. Den Höhepunkt erreichen die Aufstände, welche später vom Historiker Sartorius (1795) als Bauernkrieg bezeichnet werden im Jahr 1525. Die Emotionen sind auch in Biebelried mit seinen zukünftigen Ortsteilen zu spüren. Die Biebelrieder Bauern schließen sich dieser Bewegung an und neben anderen Gebäuden stand das Johannitercastell in Flammen.

 

Aufgrund von gewaltigen politischen Veränderungen verlor der Johanniterorden Anfangs des 19. Jahrhunderts seine Stellung in Biebelried.

 

So hatte sich der deutsche Kaiser Franz im Frieden von Luneville verpflichtet gewisse ausländische Fürsten durch deutsche Besitzungen zu entschädigen. Im Reichsdeputationsausschuss vom 25.Februar 1803 wurde dann die Säkularisation der deutschen Herrschaftsgebiete, Stifte und Klöster ausgesprochen und das Kirchengut den weltlichen Fürsten als Entschädigung für verlorene Besitzungen zugeteilt. Von diesem Ereignis wurde die Kommende der Johanniter zunächst nicht betroffen. Denn dieser war vorerst von der Säkularisierung ausgenommen. Als aber Bayern durch den Vertrag von Preßburg, 26. Dezember 1805, das ehemalige Hochstift Würzburg an den Großherzog von Toskana abgetreten hatte, welcher sich 1806 Großherzog von Würzburg nannte, schlug auch für die Johanniter die Todesstunde (1100 Jahre Biebelried).

 

Während es in Kaltensondheim bis zu diesem Zeitraum recht ruhig daher ging und die Bürger friedlich zusammen lebten, gar 1712 eine Simultankirche zum katholisch-evangelischen Gottesdienst bauten, weist unser Ortsteil Westheim zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Geschichtsschreibung auf welche von dramatischen Konfessionsstreitigkeiten während den Jahren 1620 und 1649 zeugt. Angefangen hat alles mit der Reformation 1550 durch Carl v. Limburg als die Pfarrei Westheim wieder mit Lindelbach verbunden wurde. 1620 verlangt das Domkapitel erneut, dass Westheim zum katholischen Glauben zurückkehrt. Die Grafen von Limburg lehnen dies ab und der letzte katholische Pfarrer verlässt den Ort.

 

Ein Jahr später 1621 liefern zum ersten Mal die Bürger von Westheim den üblichen Zehnten der Pfarräcker nicht ab der daraufhin mit Gewalt eingefordert wurde. Die Konfessionsstreitigkeiten werden deutlich als 1623 benachbarte katholische Orte (Eibelstadt und Theilheim) in Westheim einfallen um gewaltsam einen katholischen Gottesdienst abzuhalten. In den folgenden 26 Jahren wird Westheim immer wieder überfallen, zwangskonvertiert und darf erst 1649 wieder zum evangelischen Glauben zurückkehren.

 

Seit jeher passierten unzählige Menschenmengen den Ort Biebelried. Waren es im 16. Jahrhundert die Bauernhorden zur Belagerung des Johannitercastells,  Soldaten während des 30-jährigen Krieges, die Kaiser aus dem Haus Habsburg auf dem Weg zur Krönung nach Frankfurt am Main sowie all die Reisende und Kaufleute.

 

Am 1. September 1897 jedoch wurde das Dorf in einem unbekannten Ausmaß geradezu überflutet von Menschenmengen. Eingeladen vom Prinzregent Luitpold von Bayern, seit 1886 Nachfolger von König Ludwig II. versammelten sich Schaulustige, Militärangehörige, Veteranen und Offiziere. Selbst der deutsche Kaiser und viele Fürstenhäuser auf den Straßen von Biebelried.

 

Vom Samstag, 28.August, bis zum Sonntag, 5.September 1897 fand in Würzburg ein Volksfest statt an dem der Prinzregent selbst von Montag bis Sonntag teilnahm. Höhepunkt dieser „Würzburger Fürstentage“ sollte die „Große Parade“ des Königlich II. Armee Corps bei Biebelried sein.

 

Postkarten und Protokolle zeugen heute von diesem märchenhaften „Spätsommernachtstraum“, wie es vielleicht für unsere damaligen Einwohnern gewesen sein muss.

 

Sachsens und Württembergs Könige, der Großherzog von Hessen, der Prinzregent von Braunschweig und die bayerischen Prinzen Ludwig, Leopold, Ludwig Ferdinand und Herzog Karl Theodor, Ihre Majestät die deutsche Kaiserin und Königin von Preußen sowie ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Ludwig und die Herzogin Karl Theodor von Bayern werden sich hier mit unserem Prinzregenten vereinigen, um die Parade des in einer Stärke von mehr als 35.000 Mann und 8300 Pferden ausrückenden Königlich Bayerischen II. Armee-Corps abzunehmen.

 

Seit fünf Uhr morgens waren 41 Bataillone, 40 Eskadrone, 31 Batterien und je vier Pionier- und Train Kompanien unterwegs, um auf acht Marschwegen sternförmig  von ihren Quartieren zum Paradefeld zwischen Biebelried und Westheim (siehe Karte) zu gelangen.

 

In der Dorfchronik wird es später heißen: „Die Biebelrieder von damals dürften jedenfalls froh gewesen sein, als die insgesamt gut 50.000 Menschen und Pferde heimgekehrt waren und wieder Ruhe im Ort herrschte. Drei Generationen später darf man von dieser Ruhe nur träumen – wenn tagtäglich 50.000 Kraftfahrzeuge Biebelried überschwemmen“

 

Gute zehn Jahre nachdem die Dorfchronik erschienen ist wurde die Umgehungsstraße gebaut und es herrscht nun wieder Ruhe im Ort.

 

Das Verkehrswesen spielte seit jeher eine große Rolle in Biebelried. 1965 wurde das Autobahndreieck Biebelried fertiggestellt und Ende der 70er Jahre zum Autobahnkreuz weiter ausgebaut welches dann schließlich in den achtziger eröffnet wurde.

 

Entdecken Sie auch heute noch viele historische Spuren auf unserer märchenhafter Reise durch traumhaft, malerische Landschaften von Biebelried nach Kaltensondheim.